Schriftliches Grußwort der Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen Dorothee Feller zum 16. Festival "Junges Theater Lünen"
10. Juni 2024
„Liebe Theaterbegeisterte,
liebe Kinder und Jugendlichen,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
in unserem Alltag nehmen wir tagtäglich verschiedene Rollen ein. Wenn wir etwa zur Arbeit oder zur Schule gehen, verhalten wir uns anders als im Gespräch mit Freunden oder Eltern. Doch es sind Rollen, die wir nicht bewusst wahrnehmen; zu alltäglich sind sie für uns.
Ganz anders ist es im Theater. Denn auf der Bühne können Schauspielerinnen und Schauspieler in die Rolle von Königen, Prinzessinnen oder Bösewichten schlüpfen; sie können das Geschehen aktiv gestalten und haben so einen großen Einfluss auf das Gesamtergebnis. So bietet das Theater allen Beteiligten – ob auf der Bühne oder im Publikum – die Möglichkeit, den Alltag für eine Weile zu vergessen und in unbekannte Welten einzutauchen.
Gleichzeitig ist das Theater aber auch ein Ort, an dem Schauspiel und Alltag; Kunst und Realität aufeinandertreffen. Weder William Shakespeare noch Bertolt Brecht hätten Theatersäle gefüllt, wenn ihre Geschichten keinerlei Bezug gehabt hätten zu den gesellschaftlichen Fragen, die uns alle tagtäglich umtreiben.
Das 16. Festival „Junges Theater Lünen“ kann genau deshalb auf eine langjährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Denn es gibt jungen Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Schulen eine Bühne, um über die Kunstform Theater und im kreativen Schaffen gemeinsam Antworten auf gewichtige Fragen zu finden: vom Fremdsein in der eigenen Heimat über die Frage nach der Freiheit hin zum Nachdenken über die eigene Generation und das Erwachsenwerden.
Diese Fragen sind nicht nur für junge Menschen bedeutsam. Sie gehen uns als Gesellschaft etwas an – und diese Gesellschaft, die findet beim Festival reichlich Platz. Denn wie bei jeder Theateraufführung gilt auch in Lünen: Keine Bühne, kein Ensemble und kein Stück ist je ohne ein Publikum ausgekommen!
Und so macht das Festival eines sehr deutlich: Das Theater ist – wie alle anderen Kunstformen auch – weit mehr als bloße Zerstreuung. Es ermöglicht uns, andere Rollen, andere Perspektiven einzunehmen auf das, was wir in unserem Alltag viel zu selten hinterfragen. Vor allem aber schafft das Theater eine Verbindung zwischen den Menschen, ganz unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Religion oder Weltanschauung. Und genau diese gemeinschaftliche Verbindung brauchen wir als Gesellschaft heute mehr denn je.
Die Förderung von Kunst und Kultur sowohl im Schulsystem als auch darüber hinaus ist daher von großem Wert sowohl für junge Menschen als auch für die ganze Gesellschaft.
Für diesen wichtigen Einsatz für Kunst und Kultur sowie für die kulturelle Bildung junger Menschen danke ich allen am Festival Beteiligten herzlich!
Ihre und Eure
Dorothee Feller
Ministerin für Schule und Bildung
des Landes Nordrhein-Westfalen“
Foto: Klaus Altevogt